Die westliche Medizin sah den Körper lange als eine Zusammensetzung von einzelnen Teilen, die jeweils einzeln unabhängig vom Ganzen bewertet werden könnten. Krankheit wurde als Versagen eines Körperteils gesehen oder als Effekt von externen Faktoren wie beispielsweise Krankheitserregern. Die meisten alternativen Medizinsysteme sehen den Körper dagegen als ein komplexes Ganzes: Gesundheit tritt dann ein, wenn alle Teile des Körpers normal funktionieren. Ziel der Medizin muss es daher sein, den Körper als Ganzes in seiner normalen Balance wieder herzustellen.
Im Rahmen der Diskussion um diese beiden Konzepte wurden wir in den letzten Jahren nun mit dem Begriff der „Mind-Body-Medizin“ konfrontiert. Diese so genannte integrative Medizin kombiniert beides miteinander, sie stabilisiert die Selbstregulation des Menschen, um die medizinisch notwendige Behandlung positiv zu begleiten. In der Mind-Body-Medizin werden Gesundheit und Wohlbefinden auch mit einem dreibeinigen Schemel verglichen: ein Bein sind die Medikamente, ein zweites chirurgische Maßnahmen, das dritte persönliche Gesundheitsfürsorge. Hier setzt die Mind-Body-Medizin an. Der Schemel fällt um, wenn eines dieser drei Beine fehlt, erst alle drei zusammen geben Stabilität und Halt.
Die Mind-Body-Medizin integriert also moderne wissenschaftliche Medizin, Psychologie, gute Ernährung und körperliche Betätigung; dies zielt nicht zuletzt auch darauf, die natürlichen Selbstheilungskräfte zu stimulieren. Dabei besteht zunehmend Evidenz, dass dieses Konzept Karzinompatientinnen hinsichtlich der Prognose, in jedem Fall aber hinsichtlich der Lebensqualität zugute kommt.
Auch wir fühlen uns dieser Sichtweise verpflichtet und denken, dass gesundheitsfördernde Potentiale, die in jedem Menschen schlummern, auf verschiedenen Wegen geweckt werden können. Auch die wissenschaftliche Literatur anerkennt in den letzten Jahren, dass beispielsweise fermentierte Weizenkeimextrakte die Wirkung mancher Chemotherapeutika zu verbessern in der Lage sind, Antioxidantien mindern nachweisbar die Nebenwirkungen bei bestimmten Krebstherapien oder fördern deren Verträglichkeit. Weiterhin gilt als bewiesen, dass Massagen physisches Unwohlsein und das Fatigue-Syndrom reduzieren. Sie verbessern Stimmungsschwankungen und bringen Schmerzerleichterungen mit sich.
Soweit es in unseren Kräften steht, sind wir bemüht, Ihnen die neuen Erkenntnisse der integrativen Medizin zuteil werden zu lassen. Im Rahmen eines Pilotprojektes machen wir uns ein Bild über den möglichen Nutzen integrativmedizinischer Zusatzangebote über einen Fragebogen an die Patientinnen. Ein Expertenteam berät einmal im Monat über die Angebote und bespricht die Ergebnisse anschließend mit den Patientinnen.