Liebe Pilgerin, lieber Pilger,
im Jahr 1940 wurde die mittelalterliche Kathedrale von Coventry (England) durch einen deutschen Luftangriff völlig zerstört. Bei den Aufräumarbeiten in den Folgetagen fanden sich in den Trümmern drei Nägel, die die Dachbalken der zerstörten Kathedrale zusammengehalten hatten. Sie wurden zu einem Kreuz zusammengefügt. Dieses Symbol des Nagelkreuzes war der Anfang der von Coventry ausgehenden Versöhnungsarbeit und somit auch der heutigen Nagelkreuzgemeinschaft.
Das Nagelkreuz dient als Symbol für die Überwindung von Schuld, die Verständigung zwischen den Menschen und Völkern und für den Frieden.
Der damalige Dompropst von Coventry ließ direkt nach der Zerstörung an die Chorwand hinter dem Altar der Ruine der Kathedrale die Worte „FATHER
FORGIVE“ (Vater vergib) schreiben. „Wir alle brauchen Vergebung, ohne Vergebung kann es keinen Neuanfang, keine Erneuerung geben.“ (Propst Howard)
Aus Coventry kam nach dem zweiten Weltkrieg das Bestreben, sich mit Deutschland auszusöhnen. Dank dieses Bestrebens wurde in Kiel 1947 das erste Nagelkreuz in Deutschland überreicht. 1965 kamen junge Engländer nach Dresden, um gemeinsam mit Jugendlichen aus Deutschland aktive Versöhnungsarbeit zu leisten. Sie befreiten gemeinsam einen Teil des zerstörten Diakonissenkrankenhauses in Dresden von Schutt und Trümmern und ermöglichten dadurch den Wiederaufbau dieses Krankenhausabschnittes. Im Zusammenhang mit dieser Versöhnungsarbeit erhielt die Diakonissenanstalt Dresden 1965 als erstes Zentrum in der damaligen DDR das Nagelkreuz.
Das Versöhnungswerk von Coventry wird von den Beteiligten der Nagelkreuzgemeinschaft seit seinem Beginn weltweit vorangebracht, um Brücken zu bauen. Die internationale Nagelkreuzgemeinschaft wächst stetig. Aktuell gibt es über 240 Mitglieder. Die dazugehörigen Kirchen, Gemeinden, Wohlfahrtsverbände aber auch Schulen nähern sich dem Thema Versöhnung auf unterschiedliche Weise an und setzen so ihre individuellen Schwerpunkte – so auch in Dresden. Als weitere Nagelkreuzzentren folgten nach der Diakonissenanstalt (in historischer Reihenfolge) die Kreuzkirche, die Frauenkirche, die Kirche Maria am Wasser in Dresden-Hosterwitz und der DenkRaum Sophienkirche (ehemalige Busmannkapelle).
Das Thema Frieden und Versöhnung ist immer noch aktuell. Für die heutige Versöhnungsarbeit wurden drei Schwerpunkte durch die Kathedrale von Coventry und die Deutsche Nagelkreuzgemeinschaft herausgestellt:
- Die Wunden der Geschichte heilen.
- Mit Unterschieden leben und Vielfalt feiern.
- Eine Kultur des Friedens schaffen.
Wir laden Sie herzlich ein auf dem Pilgerweg Ihren Gedanken nachzuspüren und sich dem Thema Versöhnung zu nähern. Wenn Sie noch weitere Informationen erhalten möchten, schauen Sie gern auf die Homepages der einzelnen Dresdener Nagelkreuzzentren oder: www.nagelkreuz.org
(Deutsche Nagelkreuzgemeinschaft) sowie www.coventrycathedral.org.uk/ccn/ (Kathedrale Coventry)
Sie sind herzlich eingeladen, Kontakt zu uns aufzunehmen.
Jana Kaden
(Quellen: Coventry Cathedral 2021; Deutsche Nagelkreuzgemeinschaft e. V. 2021;Gröpler 1994; Schuegraf 2008)