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1965_junge Menschen arbeiten in den Ruinen des Diakonissenkrankenhauses und setzen damit ein Zeichen der Versöhnung
Das Nagelkreuz für das Diako
Am 9. September 1965 überreichte Dompropst Williams von der Kathedrale in Coventry (Großbritannien) der Diakonissenanstalt Dresden das Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Die Diakonissenanstalt Dresden wurde damit zum weltweit 36. und in der damaligen DDR zum 2. Nagelkreuzzentrum.
Ein Zeichen der Versöhnung setzen
Dem vorausgegangen war ein erstes Versöhnungs- und Aufbaulager von Jugendlichen aus England und Deutschland, initiiert von der Kathedrale in Coventry. Propst Williams wollte ein Zeichen der Versöhnung zwischen Engländern und Deutschen in der damaligen DDR setzen - ein konkretes Projekt für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Dresden, welche im Februar 1945 unter anderem durch britische Luftangriffe zerstört worden war. Die Wahl fiel auf das Diakonissenkrankenhaus, das 1965 zur Hälfte noch immer eine Ruine war, während die andere Hälfte bereits seit Juni 1945 wieder als Krankenhaus fungierte.
1965: Beginn unter schwierigen Bedingungen
Die politische Situation 1965 begünstigte das Projekt nicht. 1961 begann der Bau der Mauer, die DDR-Regierung war auf Konfrontationskurs mit kirchlichen Einrichtungen, Ost- und Westblock standen sich unversöhnlich gegenüber. Trotz anfänglicher Widerstände der DDR-Behörden konnte im März 1965 der erste internationale Jugendeinsatz von Coventry ausgehend - gemeinsam mit der deutschen Aktion Sühnezeichen - in der Diakonissenanstalt Dresden starten. Im Vorfeld wurden durch die Kathedrale in Coventry Spenden für den Wiederaufbau des Krankenhauses gesammelt. Am 16. März 1965 traf die erste Mannschaft aus Coventry in der Diakonissenanstalt Dresden ein. Gemeinsam mit Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen sicherten sie den zerstörten Teil des Diakonissenkrankenhauses, entfernten Schutt und Trümmer.
Von März bis Oktober 1965 nahmen insgesamt 99 Engländer und Deutsche längerfristig am Aufbaulager teil, dazu kamen für kurze Zeit unter anderem Franzosen sowie Niederländer. Am 30. September 1965 konnte die Grundsteinlegung für den ersten Bauabschnitt zum Wiederaufbau des Diakonissenkrankenhauses erfolgen.
In den kommenden Jahren gab es weitere Aufbaulager von Aktion Sühnezeichen und der Kathedrale in Coventry im Diako Dresden. Immer wieder kamen junge Menschen aus West und Ost – selbst aus den USA – in die Diakonissenanstalt, um gemeinsam ein tatkräftiges Zeichen der Versöhnung zu setzen, indem sie zusammen beim Wiederaufbau halfen. Für die jungen Menschen, vor allem aus England, war der Blick hinter den „Eisernen Vorhang“ und ihr Erleben des Alltags in der DDR zudem ein besonderes Abenteuer, lebenslange Freundschaften entstanden über Grenzen hinweg und eine Verbundenheit mit der Diakonissenanstalt Dresden, die bis heute anhält.
Für die Diakonissenanstalt war der Versöhnungsdienst aus Coventry 1965 der Anstoß zum endgültigen Wiederaufbau der Einrichtungen. Ihm ist es zu verdanken, dass sich das Diakonissenkrankenhaus zu einer modernen, hochspezialisierten medizinischen Einrichtung mit einem besonderen Schwerpunkt in der Betreuung onkologischer Patienten entwickeln konnte. Heute arbeiten rund 1400 Mitarbeitende im Diako in den Bereichen Medizin, Kranken- und Altenpflege, Berufsausbildung, Behinderten- und Seniorenhilfe sowie im Dienstleistungssektor.
Versöhnung als Auftrag
Versöhnung und Frieden zwischen Völkern und Menschen bleibt ein aktuelles Thema, angesichts weltweiter neuer und alter Konflikte sowie zunehmend unversöhnlicher Töne in Politik und leider auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Als Nagelkreuzzentrum setzt sich die Diakonissenanstalt aktiv für den Versöhnungsgedanken ein, mit Projekten für die Mitarbeitenden des Diako oder zusammen mit den vier weiteren Nagelkreuzzentren in Dresden (Stiftung Frauenkirche, Kreuzkirche Dresden, Ev.-Luth. Kirchgemeinde „Maria am Wasser“, DenkRaum Sophienkirche). Jeden Freitag wird um 12 Uhr das Versöhnungsgebet von Coventry in der Diakonissenhauskirche gebetet. Dabei wird auch Fürbitte für andere Nagelkreuzzentren gehalten sowie Nachrichten aus den anderen Nagelkreuzgemeinschaften geteilt.
Mit einem Gottesdienst am Sonntag, 14. September, feiert die Diakonissenanstalt Dresden den 60. Jahrestag der Nagelkreuzverleihung. Dr. Oliver Schuegraf, Vorsitzender der Nagelkreuzgemeinschaft Deutschland und Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, wird die Predigt halten. Zu den Gästen zählen ebenfalls ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aufbaulager. Grüße von der Kathedrale Coventry überbringt Rev. Canon Kate Massey, Canon for Arts und Reconciliation. Der Gottesdienst findet 10 Uhr in der Diakonissenhauskirche Dresden, Bautzner Straße 70, statt.
Hintergrundinformationen zum Nagelkreuz: Versöhnung von Coventry ausgehend in die Welt
Der Nagelkreuzgedanke der Versöhnung ist auf die Bombardierung Coventrys am Anfang des Zweiten Weltkriegs zurückzuführen. Schwere Angriffe der deutschen Luftwaffe am 14. November 1940 auf Coventry zerstören unter anderem die Kathedrale St. Michael. Der damalige Dompropst Richard Howard, trotz der Zerstörung getragen von dem Gedanken an Versöhnung, ließ bei den Aufräumarbeiten drei große Zimmermannsnägel aus den Trümmern der zerstörten Kirche bergen und zu einem Kreuz zusammensetzen. Die Worte „Father forgive“ (Vater vergib) worden in die Ruine gemeißelt. Aus diesen Worten entstand 1959 das Versöhnungsgebet von Coventry, das bis heute jeden Freitag in der Ruine der Kathedrale und an zahlreichen Orten weltweit- so auch im Diako Dresden - gebetet wird.
Nach dem Ende des Krieges begann Dompropst Howard diese Verpflichtung zur Versöhnung umzusetzen. Dies führte zu einer ersten Städtepartnerschaft Coventrys mit Kiel und 1959 zu einer weiteren mit Dresden.
Den Gedanken der Versöhnungsarbeit führte Domprobst Williams weiter, tätig in Coventry von 1958 bis 1981, und entwickelte die Idee der Nagelkreuzgemeinschaften. Als Symbol wachsenden Vertrauens und gemeinsamer Verantwortung für den Frieden wurde den Städtepartnern ein Nagelkreuz aus Coventry überreicht. Im Laufe der Zeit kamen Orte in anderen Ländern und neuen Krisengebieten, unabhängig vom Zweiten Weltkrieg, hinzu. So entwickelte sich ein internationales Netzwerk für Frieden und Versöhnung, das seit 1974 den Namen Nagelkreuzgemeinschaft trägt. In Deutschland gibt es heute 83 Nagelkreuzzentren, darunter fünf in Dresden.